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In Memoriam

Rolf Henning
1953 - 2010

Nine Days Wonder • 1970


Titel:

 

Fermillon
Puppet Dance
Square
Hope?
Morning Spirit
Fermillon Himself
Moss Had Come
Apple Tree
Drag Dilema
Monotony I
Stomach´s Choice
Monotony II
Interlude Dilemma

Earle, John "Irish" - vocals, sax
Henning, Rolf - guitars
Mutschlechner, Karl - bass
Roscoe, Martin - drums
Seyffer, Walter - vocals, drums

 

In Memoriam

Martin Roscoe

25.11.1945*          04.12.2018+

        

                    

1. Album

Als Anfang 1971 das erste Album der in Mannheim beheimateten Nine Days Wonder erschien, handelte es sich keineswegs um eine neue Band, die vom Zeitgeist des Undergrounds infiziert ihren Weg in die Öffentlichkeit suchte.

Walter Seyffer, Bandgründer und Sänger, hatte sich bereits regionale Meriten in verschiedenen Bands, u. a. The Graves, verdient und sich durch die Hits englischer und amerikanischer Chartbreaker gecovert, als er, dessen überdrüssig, kongeniale Musiker fand, mit denen er seine musikalischen Vorlieben verwirklichen konnte.

Nach der Verabschiedung von den Coverversionen machte die Band, die seit Ende 1966 als Nine Days Wonder firmierte, zahlreiche Musikerwechsel durch, als sich im Februar 1970, inspiriert von Franz Zappa und den Mothers of Invention (Seyffer: Zappa heißt der Papa!), King Crimson, Van Der Graaf Generator, Soft Machine und dem Free Jazz nicht abgeneigt, eine internationale Besetzung mit den Deutschen Walter Seyffer und Rolf Henning (Gitarre, Piano), Karl Mutschlechner (Bass) aus Österreich, dem Iren John Earle (Gesang, Saxofon, Flöte, Gitarre) und Drummer Martin Roscoe aus England zusammenfand.

Diese Besetzung machte in kurzer Zeit auf sich aufmerksam und geriet auch in den Focus von Produzent Peter Hauke, der Nine Days Wonder als einer der ersten Bands für sein neu gegründetes Label Bacillus unter Vertrag nahm.

Im Januar 1971 wurden die 4 Albumtitel, sämtlich Eigenkompositionen der Band, mit Premium Toningenieur Dieter Dierks in dessen Studio in Köln-Stommeln eingespielt.
Als das Album wenig später erschien, hatte es sowohl in musikalischer als auch in gestalterischer Hinsicht Ausnahmecharakter. Musikalisch höchst komplex mit überraschenden Arrangements, von hart gespielten schrägen Gitarrenriffs bis zum Wohlfühlklang der akustischen Gitarre, Unisono-Spielereien von Gitarre und Saxofon, schrägen und harmonischen Gesangseinlagen, plötzlichen Tempowechseln; das Album zeigte viele Facetten, die ein mehrmaliges Hören erfordern, um sie sämtlich zu erfassen und die vor allem für kurzweiligen Hörgenuss sorgen: Ein nur so von Ideen sprühendes musikalisches Feuerwerk, das internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht.

Auch gestalterisch hatte sich die Band etwas einfallen lassen. Die erste Auflage erschien in einem mit grünem Schaumstoff überzogenen Klappcover, außergewöhnlich und sehr kostenintensiv, was in der Folgezeit dazu führte, dass weitere Auflagen das von Hipgnosis für die englische Veröffentlichung kreierte Fischcover, zierten.

Das legendäre deutsche Musikmagazin Sounds erkannte ebenfalls das Außergewöhnliche des Albums und der Rezensent schrieb:
Das Debütalbum von Nine Days Wonder bringt eine Art von Musik, die ich bisher noch von keiner anderen deutschen Gruppe gehört habe. Jede Seite umfasst ein kürzeres und ein langes Stück, das sich jeweils in mehrere ineinander übergehende Titel gliedert. Das Ganze wird mit großer technischer Brillanz, vielleicht einem Hang zum Perfektionismus, vorgetragen. Man merkt deutlich, dass die Musik sehr stark festgelegt, arrangiert und nüchtern kalkuliert ist. Darin, wie auch in der Verwendung der Sprache, zeigen sich gewisse Parallelen zu den Mothers. Nine Days Wonder ist instrumental sehr ausgeglichen besetzt. Ausgezeichnet gefällt mir die Rhythmussektion, die gelegentlich durch den Sänger und Gruppengründer Walter Seyffer um ein zweites Schlagzeug erweitert wird. Für den Rezensenten des Musikexpress strömte das Album eine gewisse Hektik und Nervosität aus.

1970 spielten Nine Days Wonder eine Woche im Hamburger Starclub, tourten nicht nur im ganzen Bundesgebiet sondern auch in Österreich, Schweiz und Jugoslawien, absolvierten Auftritte in den deutschen Fernsehsendungen "Jour Fix" und "Treffpunkte".

Im Sommer 1972 löste sich die Band auf. John Earle und Rolf Henning zog es nach England; Martin Roscoe spielte zunächst bei 2066 & Then und später bei AERA.

Saxofonist John "Irish" Earle

verstarb im Mai 2008. Earle wurde im späteren Verlauf seiner Karriere ein sehr gesuchter Studiomusiker und spielte bei einer Vielzahl unterschiedlichster Produktionen mit, u. a. bei Katharina And The Waves "Walking on Sunshine", Graham Parker, Shakin' Stevens, Thin Lizzy "Dancing in the Moonlight", Gnidrolog, Motorhead, Huey Lewis und auf dem Album, dass die Q-Leser zum Album des 20. Jahrhunderts wählten:
The Clash - "London Calling".

Gitarrist Rolf Henning

verstarb im Herbst 2010 in Leeds, England.

 

 

 

 
Nine Days Wonder We never lost Control Only the Dancers Sonnet to Billy Frost The best years of our Life?